Um zielführende Schutz- und Hilfsmaßnahmen zu finden, erscheint es sinnvoll, die hauptsächlichen Gefährdungsfaktoren im Einzelnen zu betrachten.
Um es gleich vorwegzunehmen, die heimischen Fledermäuse besitzen, abgesehen von einigen harmlosen, artspezifischen Parasiten, keine natürlichen Feinde für die sie eine regelmäßige Nahrungsquelle darstellen könnten. Zwar kommt es vereinzelt vor, dass Fledermäuse von Schleiereulen, Schlangen oder kleinen Raubtieren (Marder, etc.) in ihren Quartieren angegriffen werden, aber in einem intakten Ökosystem stellt ein solches Zusammentreffen keinesfalls eine Bedrohung der ganzen Art dar.
Auch problematische Wetterverhältnisse können den Fledermäusen, besonders in der Wochenstubenzeit zu schaffen machen. Solange das Klima in unseren Breiten aber stabil bleibt, sollte auch dieser Einfluss keine essentielle Gefahr darstellen.
Eine sichere Nahrungsversorgung ist die Grundlage jedes Wohlstandes. Ob als Futtermittel oder Rohstoff für die Lebensmittelindustrie, die Produkte der Agrarwirtschaft sind die Basis für unsere Nahrungsversorgung und somit unseres Wohlstandes. Aber erst die Züchtung ertragreicher Getreidesorten, angebaut in großflächigen Monokulturen zur maschinellen Pflege und Ernte, haben diese Kapazität an Nahrungsproduktion ermöglicht.
Doch damit wurden nicht nur Vorteile erkauft. Einseitiger Nährstoffentzug und erhöhter Bedarf an Aufbaustoffen fordert große Mengen künstlicher Düngemittel und Wachstumsbeschleuniger. Das größte Problem der Monokulturen sind jedoch Krankheiten und Schädlinge. Sie fordern den massiven Einsatz von Agrochemikalien.
Insektizide, Fungizide, Herbizide, Vertilgungsmittel in allen Formen und Farben, zusammengefasst unter der wohlklingenden Bezeichnung Pflanzenschutzmittel, werden in rauhen Mengen in der Landschaft verteilt und von den dort lebenden Insekten, egal ob Schädling oder nicht, aufgenommen. Die Vorstellung vom Insektengift, das alles was da kriecht und fliegt auf der Stelle vernichtet, ist selbstverständlich falsch. Der Einsatz eines solchen Mittels wäre ein ökologischer Irrsinn. Nun sind da aber letztlich die Fledermäuse, die sich von den vergifteten Insekten ernähren. Wie bereits besprochen sammelt eine Fledermaus beträchtliche Mengen an Insekten und reichert so ihren Körper mit Giftstoffen an. Am Ende dieser Kette steht der Nachwuchs, sofern überhaupt noch die Möglichkeit dazu besteht.
Hat es ein Fledermausweibchen geschafft nicht steril zu werden oder eine Totgeburt zur Welt zu bringen, so säugt sie ihr Junges nun mit vergifteter Muttermilch. Das Ergebnis sind große Mengen von Kadavern junger Fledermäuse in den Kothaufen unter den Wochenstuben. Was mit unserem Wohlstand begann endet nun mit dem Tod zahlreicher Fledermäuse.
Eine weitere Belastung stellt die Behandlung des Dachgebälks mit giftigen Holzschutzmitteln dar. Vor allem die Rückstände halogen- und schwermetallhältiger Mittel reichern sich im Körper der Fledermaus an.
Aber was soll nun geschehen? Sollen wir wegen ein paar Fledermäusen auf Fortschritt und Wohlstand verzichten? Diese Frage gehört näher untersucht. Sind nur Fledermäuse die Leidtragenden? Als Endglied einer Nahrungskette sind sie von allen Beteiligten diejenigen, die am stärksten durch Giftstoffe belastet werden und reagieren dementsprechend empfindlich. So kann gewissermaßen vom Zustand der Fledermauspopulation unter bestimmten Voraussetzungen auf den Gesamtzustand der Umwelt geschlossen werden und damit auf unseren eigenen Lebensraum. Die Fledermäuse wären also nur das erste Opfer. Der Verzicht auf Fortschritt und Wohlstand zugunsten einer gesunden Umwelt bedarf wohl auch noch einiger vernünftiger Überlegungen. Wäre es nicht an der Zeit die Fronten von Technokratie und Profitsucht auf der einen und Alternativwahn oder Bioillusion auf der anderen Seite aufzubrechen und gemeinsam nach Wegen zu suchen unseren Lebensstandard zu erhalten oder gar zu verbessern, ohne unseren Lebensraum und damit auch jenen aller Geschöpfe die uns auf dieser Welt begleiten, zu zerstören.
Zurückhaltender und vor allem überlegter Einsatz von Agrochemikalien spart nicht nur Geld, sondern lässt auch den Fledermäusen eine Chance. Die Verwendung möglichst mindergiftiger Holzschutzmittel für das Dachgebälk, wenn es sich nicht überhaupt vermeiden lässt, ist nicht nur für Fledermäuse ein Vorteil, sonder trägt auch zu einem gesünderen Wohen bei. Die Erhaltung einer strukturierten Landschaft trotz ökonomischer Nutzflächen stellt für viele Tierarten, so auch für Fledermäuse, eine Lebensgrundlage dar. Es gibt viele große und kleinere Möglichkeiten unsere Umweltsituation zu verbessern, wir müssen sie nur nutzen.