Wesentlich konkreter sind jene Maßnahmen, welche dem akuten Mangel an geeigneten Winter- und Sommerquartieren begegnen sollen. Die wichtigste Maßnahme ist gleichzeitig die einfachste. Ist ein Fledermausquartier entdeckt, so soll alles unternommen werden, um Störungen zu vermeiden und das Quartier zu erhalten. Niemand weiß besser über die Eignung des Quartiers Bescheid, als die Fledermäuse selbst. Das gilt auch für den Versuch Ersatzquartiere zu bauen, wie etwa Fledermauskästen oder Überwinterungsstollen. Nur wenn aus der Sicht der Fledermäuse alle Erfordernisse erfüllt sind besteht eine Besiedelungsmöglichkeit.
Ein Beispiel hierfür ist das Anbringen von Fledermauskästen. Aus Literatur-angaben ist eine Besiedelungsrate von 10% der Kästen innerhalb von 5 Jahren bekannt. In einer im nördlichen Niederösterreich eingerichteten 80 Ha großen Versuchsfläche waren bereits nach einem halben Jahr 54 Fledermäuse, von 5 verschiedenen Arten, in einem Teil der 88 angebrachten Kästen zu finden. Ein solches Ergebnis zeigt den, durch intensive und vor allem radikale Bewirtschaftung verursachten Mangel an geeigneten Baumhöhlen. Eine Vernachlässigung der installierten Kästen hätte fatale Folgen. Jährlich werden etwa 10-20% der Kästen für die Besiedelung durch Fledermäuse unbrauchbar. Dies kann durch Windschäden, Baumschnitt, Vandalismus, Alterung oder durch Verbauung mit verlassenen Vogelnestern geschehen. Stark verschmutzte Kästen werden ebenfalls von den Fledermäusen gemieden. Im Herbst 1994 verzeichnete die Fledermauskundliche Arbeitsgemeinschaft auf allen von ihr betreuten Versuchsflächen einen durchschnittlichen Ausfall von 70% der Kästen. Viele Stunden freiwilliger Arbeit waren notwendig um die erforderliche Sanierung durchzuführen.
Das Anbringen von Fledermauskästen stellt eine wirkungsvolle Maßnahme dar, erfordert aber eine regelmäßige Betreuung. Dies sollte bei der Planung von Fledermausschutz oder ‑hilfsprogrammen berücksichtigt werden. Wird eine Versuchsfläche mit Fledermauskästen bestückt, so ist es ebenfalls ratsam auf eine einfache Kontroll- und Instandsetzungsmöglichkeit Rücksicht zu nehmen. In der Regel umfassen die Versuchsflächen 50 - 60 Fledermauskästen, die entlang von Forstwegen angebracht sind.
Die Hanghöhe beträgt 3 - 5 m, höhere Kästen werden zwar auch von den Fledermäusen angenommen, können aber weder kontrolliert noch gereinigt werden. Die Wetterseite der Bäume sollte man meiden und der Zuflug muß frei von Astwerk sein. Metallnägel (kein Kupfer!) eignen sich zur Befestigung zwar recht gut, in Rücksicht auf Forstarbeiten und eventuellen Schäden an Kettensägen, die durch Metallteile entstehen können, ist es ratsamer die Kästen mit isoliertem Draht anzubinden oder die im Fachhandel erhältlichen Aluminiumnägel zu verwenden. Letzteres hat sich als die beste Methode herausgestellt. Ein gutes Einvernehmen mit Waldbesitzern und Forstarbeitern bringt nicht nur ein angenehmes Arbeitsklima bei der Versuchsflächenbetreuung, sondern ist die Grundlage für den Einsatz von Fledermauskästen.
Selbstverständlich sind nicht nur großangelegte Versuchsflächen eine Hilfe für quartiersuchende Fledermäuse. Auch einzelne Kästen in Gärten, Schulhöfen oder Parkanlagen sind ein willkommener Beitrag. Besonders für pädagogische Zwecke ist die Arbeit mit einzelnen Fledermauskästen interessant. Die Besiedelungswahrscheinlichkeit ist jedoch wesentlich geringer als bei einer großen Serie und manchmal muß eben verkraftet werden, daß der eine oder andere, mit großen Erwartungen gebaute Kasten leer bleibt.
Von den unzähligen Bauformen für Fledermauskästen hat sich jene des Typs "Stratmann" bewährt. Die Fledermauskundliche Arbeitsgemeinschaft verwendet diesen, einfach zu kontrollierenden und servicefreundlichen Kastentyp seit vielen Jahren mit großem Erfolg. Ein weiterer erfolgreich eingesetzter Typ ist der im Fachhandel erhältliche Holzbeton Nistkasten, der durch Einsetzen einer besonderen Vorderwand zum Fledermauskasten gemacht wird. Dieser ist selbstverständlich etwas teurer als die Eigenbauvariante. Die billigste und dennoch wirkungsvolle Methode ist der Lattenkasten. Zwei 20 - 30 cm lange Holzbretter mit zwischengelegten Ziegellatten. Die Bretter sind so zusammenzunageln, daß sich eine schmale, unten offene Schachtel ergibt. Die Fledermäuse fühlen sich darin genauso wohl wie in einer Rindenschuppe, einer Holzverschalung, einer Giebelblende oder ähnlichen bevorzugten Hangplätzen.
Jene Fledermausarten die in Häusern Quartier beziehen sind auf die Toleranz der menschlichen Hausbewohner angewiesen. Etwas leichter haben es die Fledermäuse in großen Gebäuden wie Kirchen, Klöstern, Schlössern und ähnlichen Bauwerken. Auf den weitläufigen, ungenutzten Dachböden stoßen die Tiere eher auf Akzeptanz. An dieser Stelle soll all jenen Pfarrern, Mesnern, Hauseigentümern, Schloß-besitzern, Kastellanen oder auf andere Weise Betroffenen, die den Fledermäusen verständnisvoll gegenüberstehen, aufrichtiger Dank ausgesprochen werden. Ohne ihr Wohlwollen wäre ein Schutz dieser bedrohten Tierart aussichtslos.
Aber auch wenn die Fledermäuse nicht auf Ablehnung stoßen, müssen sie erst einmal an den Ort gelangen, an dem sie Quartier beziehen wollen. Alte Dachkonstruktionen mit offenen Gaupenfenstern und vielfältigen Zuflugmöglichkeiten werden häufig im Zuge von Renovierungen dicht verschlossenen und allseitig vergittert. Neubauten bieten den Fledermäusen kaum Möglichkeiten einen geeigneten Unterschlupf zu finden. Um den Zuflug zu ermöglichen, können einzelne Dachziegel durch Belüftungssteine ersetzt werden. Diese gewähren den Fledermäusen, vorausgesetzt man entfernt das eventuell enthaltene Schutzgitter, Einlaß. Tauben die den Dachboden oft stark verunreinigen bleiben draußen.
Natürlich sind auch Fledermäuse nicht stubenrein. Zwar sind einzelne Tiere oft nur vom Fachmann anhand ihrer Losung zu entdecken, eine große Fledermauskollonie hinterläßt aber eine ganz beachtliche Menge sogenannten Fledermausguano. Um den schwarzglänzenden Kothaufen zum Beispiel unter einer Wochenstube, habhaft zu werden empfiehlt es sich im Frühjahr an dieser Stelle ein großes Stück Kunststoffolie aufzubreiten. Der gesammelte Guano ist ein hochwirksames, natürliches Düngemittel für Zimmer- und Gartenpflanzen.
Zuletzt ist das Angebot an Winterquartieren auf Verbesserungsmöglichkeiten zu untersuchen. Einige Fledermausarten ziehen hunderte Kilometer um in eine geeignete Höhle oder ähnliche Objekte zu gelangen. Andere Arten ziehen den Keller des Hauses vor, dessen Dachboden sie den Sommer über bewohnten. Besonders die Kurz- streckenwanderer unter den Fledermäusen haben es schwer, einen Ort zu finden der ihnen sowohl Sommer- als auch Winterquartiere bietet. Besitzer von großen Haus- oder Weinkellern haben die Möglichkeit, den Fledermäusen bei der Suche nach einer geeigneten Bleibe für den Winter zu helfen. Das Offenlassen von ein oder zwei Einflugöffnungen führt nicht zum befürchteten Frosteintritt, sondern sorgt im Gegenteil für eine ausgeglichene Belüftung. Keinesfalls sollten Kellerfensterverschlüsse die im Spätherbst angebracht wurden, bis spät ins Frühjahr belassen werden. Eventuell einquartierte Fledermäuse wären dadurch verloren.
Der Schutz natürlicher Höhlen wurde bereits zu Anfang erwähnt. Grundsätzlich gelten die entsprechenden Gesetze für Naturhöhlen, es ist jedoch sehr schwer ein ausreichendes Verständnis, vor allem bei Jugendlichen, zu erreichen. Die Lust am Unbekannten und die romantische Umgebung von Höhlen lassen, angesichts der erwarteten Abenteuer alle Verbote als reine Willkür erscheinen. Wer denkt in einer solchen Stimmung schon daran, daß die schlafenden Fledermäuse, die diesem Ambiente einen zusätzlichen Reiz verleihen, die Opfer dieses Abenteuers sein werden. Durch den Rauch von Fackeln oder gar Lagerfeuern und das ungewohnte Treiben in der Höhle erwachen die Tiere aus ihrem energiesparenden Winterschlaf und verbrauchen wertvolle Reserven. Das Ergebnis wurde bereits beschrieben.
Fälle von destruktivem Vandalismus sind eher selten, aber dann umso grausamer. So wurden schwer verbrannte, noch lebende Fledermäuse gefunden, ölbeschmierte Tiere mit zerfetzten Flughäuten, gesteinigte, erschlagene, und ertränkte Opfer einer Geisteshaltung der die menschliche Gesellschaft bis zum heutigen Tag nicht zu entkommen vermag. Ob jugendlicher Leichtsinn oder blinde Zerstörungswut, die totale Versperrung von Naturhöhlen erscheint nur in wenigen Fällen zielführend, denn damit werden nur die Symptome und nicht die Krankheit behandelt. Aufklären statt aussperren, diese Methode ist zwar nicht so effektiv aber umso nachhaltiger.