Informationen über die Fledermaus


Das Erwachen der Fledermäuse

Die Zeit der eiskalten Winternächte ist vorüber, und erste Blüten auf den vom Schnee gezeichneten Wiesen kündigen den Frühling an, und um die Laternen kann man abends bereits einige Insekten beobachten. Nun ist auch für ein kleines, harmloses und dennoch berüchtigtes Säugetier die Zeit gekommen, sein schützendes Versteck zu verlassen und sich auf den gefahrvollen Weg durch das nächste Jahr zu machen.

Die letzten Monate hat sie von ihrem im Herbst gesammelten Fettvorrat gelebt. Dazu musste sie ihre Körpertemperatur bis auf wenige Grade über null absenken. Ihr Herz, das normalerweise mit 400 Schlägen pro Minute das Blut durch die Adern treibt, schlug nur 20 Mal in der Minute und sie atmete jede Stunde nur einmal. In diesem Zustand ist das sonst so flinke Tier völlig schutzlos. Es dauert etwa 30 Minuten bis die Fledermaus wieder genügend Leben in ihren Körper gepumpt hat, um sich einer drohenden Gefahr zu entziehen. Die dazu notwendige Energie holt sie sich von ihren sorgsam verwalteten Fettreserven - eine Schuld deren Preis am Ende des Winters zu zahlen ist.

Mehrmalige Störungen während des Winterschlafes können dazu führen, dass die Fettreserven vor dem Frühjahr verbraucht sind. Kann die Fledermaus nicht genügend Energie aufbringen um aus dem Tiefschlaf zu erwachen und neue Energie durch Insektenjagd zu sammeln, so ist sie unwiderruflich zum Sterben verurteilt. Der Aufwachvorgang wird auch eingeleitet, wenn die Umgebungstemperatur nicht den vorausgesetzten Anforderungen entspricht. Die meisten heimischen Fledermäuse benötigen eine Temperatur zwischen 0 und +10°C um ungestört überwintern zu können. Unkontrollierter Höhlentourismus, Aktivitäten leichtsinniger Jugendlicher bishin zur bewussten Vernichtung schlafender Tiere, sowie die Zerstörung geeigneter Winterquartiere stellen eine gewaltige Störung dar und kosten vielen Tieren das Leben. Das Vergittern von Naturhöhlen oder die Kontrolle durch Überwachungsorgane verkörpern zwar nicht das Prinzip von Natur und Freiheit, sind aber oftmals der einzige Weg, um rücksichtsloser Zerstörung Einhalt zu gebieten. Ist der Winterschlaf überstanden, beginnt die nächtliche Insektenjagd.

Echo-Ortung

Neben einem Flugapparat, der die Fledermäuse zu einer eigenen Ordnung unter den Säugetieren macht, den sogenannten Handflüglern (Chiroptera), besitzen alle heimischen Arten ein hochentwickeltes Echo-Orientierungs-System. Je nach Art werden durch Maul oder Nase hohe Ultraschalllaute mit Frequenzen zwischen 15 kHz und 115 kHz, das menschliche Hörvermögen endet oberhalb von etwa 15 kHz, ausgestoßen. Die reflektierten Echos empfängt die Fledermaus mit ihren Ohren und kann sich damit sowohl ein räumliches Bild ihrer Umgebung machen, als auch die Bewegungsrichtung, Geschwindigkeit und Art ihrer Beute feststellen. Entgegen einer weitverbreiteten Meinung sind Fledermäuse nicht blind, sie besitzen sowohl einen mittelmäßig ausgeprägten Gesichtssinn, welcher in der Dämmerung dem des Menschen überlegen ist, als auch einen guten Geruchssinn.

Dennoch kann es vorkommen, dass sich eine Fledermaus sozusagen im "Blindflug" fortbewegt. Ist die Fledermaus in ihrer gewohnten Umgebung (Dachboden, Höhle, etc.), so findet sie auf Grund ihres besonderen Ortsgedächtnisses mit wenigen Orientierungspunkten das Auslangen. Befindet sich plötzlich ein Hindernis, z.B. ein neugieriger Mensch, in der Flugbahn, so kommt es zur Kollision. Vielleicht ist auf diese Weise die hartnäckige aber vollkommen unbegründete Meinung entstanden, Fledermäuse würden den Menschen in die Haare fliegen.

Die Wochenstube

Im Frühsommer sammeln sich die Weibchen der Fledermäuse in sogenannten Wochenstuben. Das sind Gemeinschaften von einigen wenigen bishin zu tausenden Fledermausweibchen, die während der Sommermonate an besonders geeigneten Orten Quartier beziehen um gemeinsam ihre Jungen zur Welt zu bringen und aufzuziehen. Solche Orte (Dachböden, Nistkästen, Baumhöhlen, etc.) stellen die wichtigste Grundlage für den Fortbestand der Fledermausarten dar und verdienen größtmöglichen Schutz, zumal die Weibchen mit ihren Jungen kaum einer Störung ausweichen können. Da in einer Wochenstube die meisten Weibchen eines Gebietes mitsamt der nächsten Generation versammelt sind, würde ihre Vernichtung einen substantiellen Schaden an der gesamten Art anrichten. Derartige Fälle sind traurigerweise aus der jüngeren Vergangenheit bekannt. Die Tragzeit der heimischen Fledermausarten beträgt zwischen 4 und 8 Wochen. Der genaue Befruchtungszeitpunkt ist mit konventionellen Mitteln nicht feststellbar, da die Weibchen den Samen während des Winterschlafs speichern und erst im Frühjahr die Befruchtung einleiten. Durch eine Arbeit einer Tierärztin, für die wir Guano unserer Pfleglinge sammelten, konnte die genaue Tragzeit der Abendsegler mit genau 6 Wochen festgestellt werden.

Jedes Fledermausweibchen bringt pro Jahr nur ein Junges zur Welt, wenige Arten, vor allem baumbewohnende, bekommen auch zwei Junge. Das ist sehr wenig wenn man bedenkt, dass eine gewöhnliche Hausmaus im Extremfall bis zu 100 Junge pro Jahr werfen kann. Zwar konnte man durch Beringungsversuche feststellen, dass Fledermäuse bis knapp über 30 Jahre alt werden können, die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt jedoch nur 3 Jahre. Hohe Jungensterblichkeit und massive Ausfälle während des ersten Winters sind die Ursache für dieses recht eigenartige Ergebnis. Bereits die Logik sagt uns, dass, wenn die Lebenserwartung durch vom Menschen verursachte Einflüsse weiter herabgesetzt wird, es bei der geringen Nachwuchszahl zu einem Populationsrückgang kommen muss.

Seit mehr als 50 Millionen Jahren gibt es Fledermäuse auf der Erde. Bis heute haben sich weltweit über tausend verschiedene Arten entwickelt, 28 davon kommen in Österreich vor. Alle heimischen Arten ernähren sich ausschließlich von Insekten und das nicht zu knapp. Die Menge an Insekten, die eine Fledermaus jede Nacht erbeuten muss, um genügend Kraft zu sammeln, wiegt etwa ein Drittel ihres eigenen Körpergewichtes. Es ist durchaus angebracht die Fledermäuse als nützliche Insektenvertilger zu bezeichnen. Aber genau das wird den Tieren zum Verhängnis. Durch Pestizide und andere Agrochemikalien werden die als Nahrung dienenden Insekten sowohl dezimiert als auch mit Giftstoffen belastet, die von den insektenfressenden Fledermäusen aufgenommen und angesammelt werden. Jungensterblichkeit, Sterilität und Krankheitsanfälligkeit bishin zum Tod sind die Folge. Hinzu kommen die Belastungen durch Holzschutzmittel in den Quartieren und die allgemein ständig schlechter werdende Umweltsituation.