Die Domestikation des Hundes


Domestikation ist die Überführung von Wildtieren zu Haustieren und fand im Übergang vom Pleistozän zum Holozän 13.000-7.000 vor Chr. statt, bei Ziegen und Schafen  um etwa 8000 v. Chr., bei allen anderen Haustieren fand die Domestikation wesentlich später statt. Einen Nachweis für Zähmung gibt es bereits im mittleren Jungpaläolothikum ca. 25.000 – 18.000 v.Chr.). Aus dem  Frühholozän sind zahlreiche Funde des Haushundes bekannt.  Das waren meist größere Hunde die aber morphologisch zweifellos dem Hund zuzuordnen sind. Der Hund war also ein sehr früher Begleiter des Menschen.

So wurde z.B. in Israel ein Grab, datiert 10.000 v.Chr., gefunden in dem eine Hand auf dem Körper eines Welpen liegt, was wohl die Zuneigung des Menschen zu diesem Tier aufzeigt. Allerdings konnte nicht sicher festgestellt werden ob es ein Hunde- oder Wolfswelpe war.

Im Neolithikum variiert die Widerristhöhe zwischen 32 und 60 cm, die Formenvielfalt in dieser Zeit war schon beträchtlich. Die Variabilität der Hunde steht wohl auch mit der verschiedenen Nutzung der Tiere in Zusammenhang. Die Hunde wurden nicht nur als Jagdhund gehalten, sondern auch als Wach- und Hofhunde und zum Hüten und Treiben von Nutzvieh. In einer neolithischen Seeufersiedlung in der Schweiz waren alle Hunde etwa 44 cm hoch und ähneln den rezenten Spitzen, sie werden als Torfspitze bezeichnet. Bei diesen Hunden ist – möglicherweise durch starke Inzucht – der Anteil an Zahnanomalien hoch, vor allem die Neigung zur Reduktion von Zähnen. Diese Hunde wurden offenbar auch für die Fleischnutzung gehalten, die Fragmentierung der Knochen weist darauf hin. Futter waren hier wohl die Abfälle der Fischverwertung. Sicher wurden die Hunde nicht ausschließlich zur Fleischnutzung gehalten. Ähnlich wie im Neolithikum waren auch die Hunde der Bronze- und Eisenzeit, es waren immer noch mittelgroße, eher schlankwüchsige Hunde. Erst in der Römischen Kaiserzeit ist eine deutliche Veränderung der Hundezucht festzustellen. Der kleinste römische Hund hatte eine Widerristhöhe von etwa 18 cm, der größte um 72 cm. In dieser Zeit wurden schnelle kräftige Hirtehunde, aber auch der mittelgroße bis große Jagdhund und  schwere Wach- und Hofhunde gezüchtet Für die Jagd von Hirsch, Hase und Gazellen hatten die Hunde einen festen, langgestreckten, kräftigen, aber nicht plump gebauten Körper, der einen feinen Kopf trägt. Für das Hetzen des Schwarzwildes eigneten sich ein stärkerer großer Schlag mit gedrungenem Körperbau mit eingedrücktem Gesicht und faltiger Stirne. Kriegshunde wie in Mesopotamien waren bei den Römern nicht in Verwendung. Verwendet wurden die Hunde auch am germanischen Limes. In den Städten lebten neben großen und mittelgroßen Hunden auch kleine Hunde, die verhätschelt worden seien wollen. Die Hundezucht hatte also, zumindest teilweise, die Stufe einer Rassehundezucht erreicht.

Die Germanen hielten mittelgroße und große Hunde mit einer Widerristhöhe von 45 bis 67 cm. Die Schädelform ähnelt etwa dem Deutschen Schäferhund, Wolfsspitz oder Collie und wurden wohl zum Hüten und treiben von Vieh aber auch für die Jagd verwendet. Aufgaben im Kriegsdienst hatten vor allem Rüden mit einer Widerristhöhe von 62-68 cm.

Ähnlich wie in der Römischen Kaiserzeit waren auch die Hunde des Mittelalters. Die Körpergröße der Hunde belief sich auf 26 bis 72 cm. Kleinwüchsige Hunde wurden vor allem in Burgen und frühstädtischen Siedlungen gefunden. Diese Hunde waren vor allem Gesellschafts- und Luxushunde, könnten aber auch mit der im Mittelalter verbreiteten Hausratte zusammenhängen. Im Fundmaterial einer slawischen Siedlung ließ sich eine Einkreuzung des Wolfes nachweisen.

Die meisten Hunderassen sind in den letzten Jahrhunderten entstanden. Bei wenigen Rassen wie z.B. Bernhardiner oder Pekinesen lässt sich die Zuchtgeschichte bis ins Mittelalter verfolgen.

Haustiere werden von uns Menschen als Nutztiere in weitgehender Isolation von den Wildformen gehalten und wir bestimmen auch zwischen welchen Tieren eine Verpaarung stattfindet und entscheiden so wie die Nachkommen aussehen werden, nur z.B. freilaufende Hauskatzen entziehen sich der Fortpflanzungskontrolle durch den Menschen. Bei einigen Haustierrassen wurde die Wildform wieder eingekreuzt, zu diesen zählt auch der Hund.

Fast immer ist die Körpergröße im Vergleich zur Wildart verändert worden, es wurden sowohl  kleinere wie auch größere Tiere gezüchtet.  So hat der europäische Wolf heute eine Schulterhöhe von 70 – 80 cm und 30 – 45 kg., die Deutsche Dogge als Riese unter den Hunden hat eine Schulterhöhe von 75-90 cm und ein Gewicht von 45 – 60 kg, während der Zwerg Chihuahua bis 15 cm klein sind und nur einen halben Kilo wiegen. Das Haushuhn variiert mit Extremwerten von 0,5 bis 6 kg, die Wildform hat etwa 1 kg.

Meist führt die Domestikation zu einer Größenminderung, auch die Hirnoberfläche nimmt deutlich ab wobei die stärkste Reduktion im Vorderhirn stattfindet. Hunde haben auch ein kleineres Trommelfell als Wölfe, beim Hund ist wohl die Hörschwelle höher als beim Wolf.  Verlorengegangen sind auch eine Vielzahl von Verhaltensweisen, z.B. hat der Hund eine gleichmäßigere Aktivitätsverteilung über den ganzen Tag.

Bei rezenten Wölfen aus freier Wildbahn stehen die Zähne im Unterkiefer in einer geraden Reihe, bei in Zoos gehaltenen Tieren ist das nur mehr bei etwas mehr als der Hälfte der Fall, dabei ist bei den  Prämolaren eine Kulissen- oder Schrägstellung feststellbar.

Die Paarungszeit fällt bei den eurasischen Wölfen von Dezember bis März. In der Fortpflanzungszeit sind die Wölfe ortstreu, sonst machen sie oft weite Wanderungen, die in 24 Stunden durchaus 150 km weit sein können.

Wölfe jagen im Winter große Beutetiere, im Sommer kleine und mittelgroße Beutetiere, ab und zu Fische, Frösche, kleine Insekten und auch vegetarische Kost steht auf dem Speiseplan.

Interessante Verhaltensforschung von Hund und Wolf im Vergleich wird im Wolfsforschungszentrum Ernstbrunn durchgeführt.